Meiner Nachbarin habe ich vorgeschlagen, ihrem Sohn zu Weihnachten doch eine ayurvedische Massage zu schenken. Ihre Antwort: Ach, er ist eher der aktive Typ. Ich weiß nicht, ob eine Massage etwas für ihn ist.
In solchen Äußerungen, die ich immer wieder höre, zeigt sich ein hartnäckiges Missverständnis. Nämlich, dass es einen Gegensatz gibt zwischen einem aktiven Lebensstil und Phasen der Erholung. Und mit Erholung ist hier nicht Ablenkung gemeint. Nichts gegen Netflix, Playstation und was es sonst so alles gibt. Was ich aber meine, ist eine Art der Erholung, die Körper und Geist wieder regeneriert. Um dadurch Kraft zu sammeln für unsere täglichen Aufgaben und Pflichten, seien sie privater und/oder beruflicher Natur. Und viele von uns praktizieren das ja auch: ein Spaziergang in der Natur, Joggen oder Fitnessstudio usw. Was mir aber auffällt, wenn ich Spaziergänger oder Sportler beobachte: Viele können nicht einfach so in der Natur sein oder Sport treiben. Vielmehr werden parallel Emails gelesen und beantwortet, Musik gehört oder irgendeine andere Nebenbeschäftigung gepflegt. Im Sinne einer Regenerierung von Körper, Seele und Geist ist aber nic ht Ablenkung gefragt, sondern eine bewusste Entscheidung für ein zur Ruhe-Kommen. Und dieser Ausgleich ist nicht nur eine Option, sondern eigentlich sogar eine zwingende Voraussetzung, um langfristig gesund sowie mental und seelisch ausgeglichen und zufrieden zu sein. (Zitat: „Was ohne Ruhepausen geschieht, ist nicht von Dauer“. Ovid, römischer Dichter)
Und so betrachtet, hat auch die Massage ihren wohlverdienten Platz – gerade auch bei beruflich sehr aktiven Männern. Sie wirkt entspannend. Und Körper und Geist kommen zur Ruhe. Und das Schöne ist: man(n) muss endlich mal nichts tun, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Und es wäre nicht das erste Mal, wenn uns in einer Phase der Entspannung – wie bei einer Massage – die besten Ideen kommen. Ich glaube, ich werde meine Nachbarin nochmal ansprechen…